Sie bringen den Acker auf den Teller und die Wertschöpfung in die Region. Die Regionalwert AG Hamburg ist auf den Feldern und in den Produktionsstätten ihrer Mitglieder zu Hause und tut viel dafür, die Region und ihre Menschen bestmöglich zu unterstützen. Ein Ziel ist es, die lokale Ernährungssouveränität zu erhöhen. Mit viel Überzeugungskraft und Sympathie ist Ulf Schönheim dabei, den nachhaltigen Fußabdruck in der Metropolregion Hamburg und ganz Schleswig-Holstein zu setzen.
Was ist aktuell los bei euren Partnerbetrieben?
Die Corona-Krise hat bei unseren Partnern auch ziemlich viel durchgeschüttelt. Positiv war, dass die Umsätze von Wochenmarktfahrern oder Lieferkisten-Anbietern durch die Decke gegangen sind. Die Leute haben eben zu Hause gegessen statt in der Kantine, in Kita, Schule oder beim Mittagstisch-Restaurant.
Negativ war, dass bei allen Partnern, die Catering oder Gastronomie als Tätigkeitsfeld haben, die Geschäfte von Hundert auf Null runtergegangen sind. Und auch bei den landwirtschaftlichen Betrieben, die hauptsächlich die Gastronomie beliefern. Aber: Unsere Partner sind sehr findig. Sie haben sich in kürzester Zeit zusammengetan und Kooperationen wie die NoShowSoup oder die Liekedeeler-Kiste aus dem Boden gestampft. Plus eigene Webshops, Gutschein-Angebote und so weiter.
Was ist jetzt ihre größte Herausforderung?
Die Krisen-Projekte müssen stabilisiert und verstetigt werden. Es kommt also zum Beispiel darauf an, eine dauerhafte Kundenbindung zu erreichen. Oder auch, die Vertriebswege anzupassen, etwa bei der Kisten-Auslieferung, wenn die Leute mehr und mehr wieder zur Arbeit gehen.
Die Gastronomie steht parallel immer noch vor großen Herausforderungen. Wenn nur ein Drittel der Plätze besetzt werden kann und gleichzeitig immer noch weniger Gäste kommen, ist das nur schwer wirtschaftlich darzustellen. Denn die Kosten sinken ja nicht gleichermaßen, etwa für das Personal oder die Miete.
Welche Lösungsansätze gibt es? Also: Was braucht es, um zu unterstützen?
Erst einmal: Möglichst viel bei Regionalwert-Partnern einkaufen!
Das ist in Hamburg zum Beispiel die Hobenköök Restaurant & Markthalle. Die ist ja nicht nur Restaurant und Catering, sondern auch Markthalle. Dort bekommt man viele Produkte von verschiedenen Partnern – und kann so das Netzwerk gleich doppelt unterstützen. Oder beim Nachbarschaftsladen Monger Store & Deli in Hamburg-Eimsbüttel, bei den Stückgut - Unverpackt Einkaufen-Läden oder mit der Liekedeeler-Kiste. Und natürlich auf den Wochenmärkten, in Webshops wie dem vom Wildwuchs Brauwerk Hamburg und bei Lieferdiensten wie Lehmanns Bio Service. Auf regionalwert-hamburg.de gibt’s im Menüpunkt „Betriebe“ eine Landkarte, auf der alle Partner verzeichnet sind.
Wofür steht die Regionalwert AG?
Vorweg: „Die“ Regionalwert AG gibt es nicht. Mittlerweile sind fünf Regionalwert-AGs in verschiedenen Regionen aktiv, die sechste kommt bald dazu. Unser gemeinsames Ziel ist, für regionale Ernährungssouveränität zu sorgen.
Wir sichern dafür die ökologischen und sozialen Grundlagen – und machen den Bürgerinnen und Bürgern der jeweiligen Region das Angebot, uns dabei zu unterstützen. Dafür geben wir regelmäßig Aktien aus – nicht börsennotiert natürlich. Mit dem Geld bauen wir ein Netzwerk aus Betrieben auf, die sich gegenseitig unterstützen und sich untereinander möglichst viel abnehmen. Als Aktionär bin ich Teil des Ganzen. Mir gehört der Verbund gewissermaßen ein kleines bisschen mit. Und je mehr ich bei „meinen“ Betrieben einkaufe, desto besser funktioniert das Ganze.
Wichtig: Uns geht es nicht um finanzielle Renditen. Sondern tatsächlich erst einmal darum, die Grundlagen für gute regionale Ernährung zu sichern und
aufzuzeigen.
Beispiel: der globalisierte Kohlrabi. Wenn ich so ein Gemüse kaufe, meinetwegen von einem konventionellen Landwirt hier aus den Vier- und Marschlanden, dann sehe ich nicht, dass die Produktionskette dahinter inzwischen so globalisiert ist, wie wenn VW ein Auto zusammenbaut. Das Saatgut kommt von Großkonzernen aus Asien, der Mineraldünger aus Osteuropa, die Pestizide aus den USA. Und nur, weil er zufällig hier gewachsen ist, soll das ein regionaler Kohlrabi sein? Nein, dazu gehört mehr. Und wir wollen dafür sorgen, dass wir möglichst viele Ressourcen und Produktionsstufen hier bei uns haben, sozial und ökologisch nachhaltig, vor der eigenen Haustür.
Was ist dein persönliches und berufliches Ziel mit der AG?
Naja, ich koche und esse sehr gern, und dafür braucht man wirklich gute Produkte und keine Fakes.
Vielleicht noch ein Beispiel: Buttermilch. Echte Buttermilch bekommt man nur, wenn man Sauerrahmbutter herstellt. Das braucht Zeit und kostet Geld, weshalb man heute meistens nur noch Süßrahmbutter oder mild gesäuerte findet. Dann bekommt man aber auch keine echte Buttermilch, sondern muss die Magermilch nachsäuern.
Das meine ich mit Fake.
Das echte Produkt schmeckt weit besser! Und guter Geschmack bei wenig verarbeiteten Produkten ist das Signal des Körpers: gib mir mehr davon! Mit guter Ernährung tut man sich also selbst was
Gutes, denn schließlich bestehen unsere Zellen aus dem, was wir zu uns nehmen. Und wenn das Ganze auf einer sozial und ökologisch verantwortlichen Grundlage passiert, haben am Ende alle was
davon. Ganz besonders unsere Kinder und Enkelkinder.
Deshalb mein Aufruf: Macht mit, nehmt’s in die Hand! Unsere nächste Aktienausgabe kommt bestimmt.
#saveyourlifestyle