Was ist los in Hamburg? Sie weiß es!Tanya Kumst ist eines der Gesichter (hinter) der hanseatischen Szene. In ihrem Verlag werden Ausgehtipps geboren, Veranstaltungen durchleuchtet, Restaurants getestet und bewertet. Das Ergebnis sind hochgeschätzte Stadtmagazine wie Szene Hamburg Stadtmagazin und SZENE HAMBURG ESSEN+TRINKEN (und viele mehr!). Auch in diesen Zeiten beweist sie Leidenschaft für ihr Handwerk und ein inspirierendes Herz für ihre LeserInnen...
Wie erlebst du diese Zeit als Verlegerin?
Ein wenig wie in einem Science Fiction Film, den man nicht sehen möchte. Noch Ende Februar saßen wir im Verlag zusammen, waren begeistert über diese Stadt, die vielfältige Gastronomie und wie gut es bei uns läuft. Wir hatten fast 700 Restaurants getestet und liefen auf die Hochphase der Produktion unseres Gastroführers Essen und Trinken zu. Dann kam Corona und der Shutdown. Dieser traf uns als Hamburgs führendes Veranstaltungs- und Kulturmagazin mit einem weiteren Schwerpunkt in der Gastronomie besonders hart. Plötzlich gab es keine Veranstaltungen mehr, die Theater, Kinos, Bühnen und auch die Gastronomie mussten schließen und wir komplett umdenken - und versuchen, unseren Kunden und Partnern bestmöglich zur Seite zu stehen.
Welche Herausforderung, aber auch Chancen siehst du für die Gastro-Branche?
Viele Gastronomen haben kaum Rücklagen gebildet. Sie haben es besonders schwer, diese Zeit zu überstehen. Natürlich hörten wir auch Stimmen von bessergestellten Häusern, die auch mal „froh“ waren, die die Krise genutzt haben, um durchzuschnaufen und über Renovierungen und neue Konzepte nachdenken zu können. Wir erlebten, dass einige Gastronomen in totale Schockstarre verfielen und andere sich sofort engagierten und neue Konzepte erdachten, um zu verhindern, den gesamten Umsatz zu verlieren.
Wie wirkt sich die Krise auf das Verhalten deiner Leser aus?
Das Verhalten der Leser hat sich in dieser Zeit sehr verändert. Es waren schnellere Informationen gefragt, die Magazine verkauften sich noch viel besser, da viele Menschen sich im Home Office befanden und wohl mehr Zeit zum Lesen hatten. Ein Kultur- und Veranstaltungsmagazin ohne Kultur und Veranstaltungen musste komplett neu gedacht werden. So haben wir eine Corona-Ausgabe gemacht mit Tipps rund um Fördermittel und vielen Interviews zu Situation und eine Zukunftsausgabe. Hier waren wir im Gespräch mit den Politikern der Stadt, Zukunftsforschern usw. In Teilen waren 80% Umsatzverlust noch die besseren Zahlen, einige Magazine wie Hamburg Pur sind daher gar nicht erschienen, was mit den Umsatzverlusten, aber auch mit den Auslagestellen zu tun hatte, die es nun nicht mehr gab, da fast alle für uns relevanten Auslagestellen durch den Shutdown geschlossen waren.
Wie gehst du damit um?
Wir haben uns die Zeit genommen, vieles zu hinterfragen. Wir geben mehr als 80 Magazine im Jahr heraus und man hat selten die Möglichkeit zu überprüfen, ob alles was man macht, auch gut und richtig ist. Wir haben analysiert und strategisch gedacht, unsere Online Formate überarbeitet und in der Corona-Zeit ein ganz neues Magazin herausgegeben, die SZENE Hamburg DANKE erzählt die schönen Seiten der Pandemie, welche es durchaus gab.
Und die wären?
Die Solidarität in Hamburg war beeindruckend. Menschen, die für völlig Fremde eingekauft haben. Firmen, die von 0 auf 100 umgedacht haben und sich andere Konzepte überlegt haben, um weiterhin Umsatz zu generieren.Kitchen Guerillazum Beispiel mit der #SoliKüche oderKochen für Helden - Hamburg,Ratsherrn Brauereidie ein Bier kreiert haben, welches Rettungsring heißt und von dem ein Teil der Erlöse direkt an die Gastronomie ging. Wir haben mit dem Umsatz des Danke Magazins einen Teil der Erlöse an das ProjektHilf Mahlgespendet, welches durch Corona keine Umsätze mehr hatte. Diese Geschichten sind spannend machen Mut in der Krise.
#SoliKüche
#saveyourlifestyle